In der Elektrizitätswirtschaft ist der Leistungsfaktor ein Maß für die Effizienz bei der Übertragung elektrischer Energie von einer Stromquelle zu einer Last. Sie ist definiert als das Verhältnis zwischen Wirkleistung (gemessen in Watt) und Scheinleistung (gemessen in Voltampere).
Wirkleistung ist die Energiemenge, die tatsächlich verbraucht wird, um nützliche Arbeit zu leisten, beispielsweise das Einschalten einer Glühbirne oder das Betreiben einer Maschine. Scheinleistung hingegen ist die Gesamtleistung, die der Last zugeführt wird, einschließlich der Energie, die bei der Energieübertragung aufgrund des elektrischen Widerstands verloren geht und als Blindleistung bezeichnet wird.
Formel zur Berechnung des Leistungsfaktors?
Der Leistungsfaktor (PF) wird berechnet, indem die Wirkleistung (P) durch die Scheinleistung (S) eines Stromkreises geteilt wird. Mathematisch wird es ausgedrückt als:
FP = P/S
Wo:
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P ist die Wirkleistung in Watt (W)
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S ist die Scheinleistung in Voltampere (VA)
Das Ergebnis dieser Operation muss ein Wert zwischen 0 und 1 sein.
Ein Leistungsfaktor nahe 1 weist auf eine effiziente Energienutzung hin, da der Großteil der zugeführten Energie in Nutzarbeit umgewandelt wird. Andererseits weist ein niedriger Leistungsfaktor darauf hin, dass bei der Energieübertragung eine erhebliche Energiemenge verloren geht.
Leistungsfaktorkorrektur
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Leistungsfaktor zu korrigieren und die Energieeffizienz eines Stromkreises zu verbessern. Hier sind einige der gebräuchlichsten Optionen:
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Einbau von Kondensatoren: Kondensatoren sind elektrische Geräte, die der Speicherung elektrischer Energie in Form eines elektrischen Feldes dienen. Durch das Hinzufügen von Kondensatoren zum Schaltkreis kann die Menge der verbrauchten Blindleistung reduziert und dadurch der Leistungsfaktor erhöht werden.
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Einsatz von Transformatoren mit hochwertigen Magnetkernen: Diese Transformatoren können dazu beitragen, den Blindleistungsverbrauch elektrischer Verbraucher zu reduzieren. Diese Transformatoren sind darauf ausgelegt, Wirbelströme und Leistungsverluste zu minimieren und so die Energieeffizienz zu verbessern.
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Wechseln Sie zu hocheffizienten Motoren: Elektromotoren gehören zu den häufigsten Lasten, die Blindleistung erzeugen. Durch die Umstellung auf hocheffiziente Motoren kann die Menge der verbrauchten Blindleistung reduziert werden.
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Reduzierung der elektrischen Last: In manchen Fällen kann die elektrische Last in einem Stromkreis höher als nötig sein. Durch die Reduzierung der elektrischen Last wird die verbrauchte Blindleistung reduziert. Beispielsweise können nicht genutzte Elektrogeräte abgeschaltet oder Motoren verlangsamt werden, wenn sie nicht mit voller Leistung benötigt werden.
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Beauftragung von Leistungsfaktorkorrekturdiensten: In manchen Fällen ist es möglich, spezialisierte Dienste zu beauftragen.
Wie hängt das mit der Stromrechnung zusammen?
Energieversorger berechnen Verbrauchern mit niedrigem Leistungsfaktor häufig einen höheren Tarif. Dies liegt daran, dass Verbraucher mit niedrigem Leistungsfaktor mehr Energie benötigen, um die gleiche Arbeit zu leisten wie Verbraucher mit hohem Leistungsfaktor.
In vielen Ländern verlangen Energieversorger eine Strafe von Verbrauchern, deren Leistungsfaktor unter einem festgelegten Mindestwert liegt. Diese Strafe wird als Blindleistungsgebühr bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine zusätzliche Gebühr, die auf die Stromrechnung angerechnet wird, um den Energieverlust aufgrund eines niedrigen Leistungsfaktors auszugleichen. Je niedriger der Leistungsfaktor, desto größer ist die verlorene Leistung und desto höher ist die Belastung der Blindleistung.
Wovon hängt der Leistungsfaktor ab?
Der Leistungsfaktor kann durch die Topologie des Stromkreises, die Art der an den Stromkreis angeschlossenen Lasten und die Qualität der Stromversorgung beeinflusst werden.
Induktive Lasten wie Motoren, Transformatoren und Spulen sind von Natur aus hochreaktiv und können eine erhebliche Menge an Blindleistung erzeugen. Daher haben Stromkreise, die induktive Lasten versorgen, oft einen niedrigen Leistungsfaktor.
Andererseits sind ohmsche Lasten wie Glühlampen und Elektroheizungen ohmscher Natur und erzeugen keine Blindleistung, sodass die Stromkreise, die diese Lasten versorgen, einen hohen Leistungsfaktor haben.
Im Allgemeinen können ein guter Entwurf elektrischer Schaltkreise, die richtige Auswahl elektrischer Komponenten und der Einsatz von Techniken zur Leistungsfaktorkorrektur den Leistungsfaktor verbessern und somit die Effizienz bei der Übertragung elektrischer Energie erhöhen und die Stromkosten senken.
Folgen eines niedrigen Leistungsfaktors
Ein niedriger Leistungsfaktor kann mehrere Folgen haben, darunter:
- Erhöhte Energieverluste: Ein erheblicher Anteil der zugeführten Energie geht in Form von Blindleistung verloren. Diese Verluste führen dazu, dass mehr Energie verbraucht wird, ohne dass nützliche Arbeit geleistet wird, was zu einer geringeren Energieeffizienz führt.
- Höherer Strombedarf: Um einer Last die gleiche Menge an Wirkleistung zuzuführen, erfordert eine Last mit niedrigem Leistungsfaktor einen höheren Strom im Vergleich zu einer Last mit hohem Leistungsfaktor. Dies kann zu einer Überlastung von Kabeln und Geräten führen, was zu erhöhtem Verschleiß und Sicherheitsproblemen führen kann.
- Zusätzliche Kosten auf der Stromrechnung: In vielen Fällen erheben Stromversorger für Verbraucher mit niedrigem Leistungsfaktor zusätzliche Gebühren. Diese Gebühren erfolgen in der Regel in Form von Strafen oder zusätzlichen Gebühren für die verbrauchte Blindenergie.
- Ineffizienz bei der Stromverteilung: Das Vorhandensein von Blindleistung kann Transformatoren und elektrische Leiter überlasten. Dies kann zu einer schlechteren Qualität der Stromversorgung führen und die Kosten für die Wartung und Modernisierung der elektrischen Infrastruktur erhöhen.
- Einschränkungen in der Kapazität des Stromnetzes: Ein niedriger Wert kann die Fähigkeit des Stromnetzes, andere Verbraucher mit Energie zu versorgen, beeinträchtigen, die für andere Benutzer verfügbare Kapazität verringern und zusätzliche Investitionen in das Stromnetz erforderlich machen.